Drei Generationen ziehen am gleichen Strick

In der Serie «Unsere Bauern» erhalten die Bauern im Rhodsgebiet die Möglichkeit, ihren Betrieb vorzustellen. In dieser Ausgabe sind dies die Ploner Bauern Hanspeter und Dominic Heeb. Mit seinen bald 88 Jahren ist auch Grossvater Othmar Heeb noch täglich auf dem Bauernhof anzutreffen.

«Du Opa, alli Chüa sind scho im Stall!» Die am Küchentisch versammelte Familie staunt nicht schlecht, als Dreikäsehoch Dominic hereinstürmt und seinem Grossvater stolz verkündet, dass er das Vieh schon in den Stall gebracht hat. Dass es noch nicht Zeit dafür ist, scheint in diesem Moment Nebensache. Den Grundstein für seine Zukunft hat der gelernte Zimmermann und Landwirt Dominic Heeb also schon in jungen Jahren gelegt. «Mir hat die Arbeit auf dem Bauernhof immer sehr gefallen», sagt er. So ist es für ihn kein Muss, wenn er während der Schule und der Lehrzeit oft im und um der Stall anzutreffen ist. Dominic hat heute seinen Traumberuf gefunden und ist Betriebsleiter auf dem elterlichen Bauernhof mit 30 Milchkühen, rund 50 Stück Jungvieh und 30 Schafen. »Als Bauer ist man manchmal Mechaniker und Doktor zugleich», und dies bringe die Abwechslung, die er an diesem Beruf so schätzt. Aber man darf die Arbeit nicht scheuen und schreibt besser nicht jede Stunde auf, sagt der bald 30-Jährige. Seine Frau Karin hat keine Mühe damit, obwohl sie ja eigentlich nie einen Bauern heiraten wollte. Letzten Sommer hat sie es doch getan und sagt: «Es ist das Beste, was mir passieren konnte!» Neben ihrer Arbeit bei der Spitex ist die gelernte Pflegefachfrau mit viel Kreativität damit beschäftigt, die vielen weissen Wände ihres neuen Heims zu gestalten, spielt begeistert Theater und will sich nächstens einen Garten zulegen.

In erster Linie wird auf dem letzten Bauernbetrieb in Plona Milchwirtschaft und Kälbermast betrieben. Auch die Aufzucht von eigenen und teilweise fremden Tieren wird gerne selbst in die Hand genommen. Zehn Jahre lang wurde der Betrieb nach dem Bio-Label geführt. Mit der Zeit waren die Auflagen immer schwieriger umzusetzen und die Aufwand-/Ertrags-Rechnung ging nicht mehr auf, so wurde im 2006 wieder auf IP umgestellt. «Es entspricht unserer Einstellung, so wenig wie möglich in die Natur eingreifen zu wollen», sagt Dominics Mutter Erika und Finanzministerin der Familie. Nach dem ersten mittleren Kulturschock, den die Stadt-Zürcherin bei ihrem Umzug nach Plona im Jahre 1979 erlitten hat, hat sich Erika mit den Jahren mehr und mehr in Richtung Bauernstand entwickelt, hat viel dazugelernt und ist heute mit grosser Freude in der Natur und bei den Tieren im Stall. Vorallem die Hege und Pflege der Schafe ist bei Heeb‘s weitgehend Frauensache.

Ein Schaffer aus Überzeugung

Anders als Dominic war Vater Hanspeter nie vollamtlicher Bauer. Der gelernte Maurer hat immer – nebenbei, wie es fast scheint – auch noch auswärts gearbeitet: Erst 20 Jahre auf dem Bau, jetzt seit nunmehr 22 Jahren in der Schicht bei der Firma Jansen. Die Arbeit auf dem elterlichen Hof gehörte seit jeher zu seinem Leben, ohne dass sich Hanspeter je Gedanken machte, ob er nun Bauer werden will oder nicht. Früher war der Betrieb noch viel kleiner, an Arbeit mangelte es nach Feierabend trotzdem nie. «Zur Heuzeit konnte ich sicher sein, dass alle ausser mir das Heu schon zum Einbringen gerichtet haben und nur noch auf meinen Feierabend warten!», erinnert sich Hanspeter mit einem Schmunzeln. Damals gab es noch mehrere kleine Bauernbetriebe in Plona. Vor allem die älteren Bauern waren froh, wenn so ein junger, kräftiger Bursche wie Hanspeter ihr Heu schnell mit dem Ladewagen zum Heustock brachte. Bis dann auch das eigene Heu noch unter Dach und Fach war, stand der Mond oft schon hoch am Himmelszelt.

«Aufhören oder Weitermachen?» Diese Entscheidung musste in den 90‘er Jahren gefällt werden, als der an das Elternhaus angebaute Stall über kurz oder lang nicht mehr den gesetzlichen Vorlagen entsprach. Ein Leben ohne Tiere konnte sich niemand so recht vorstellen – also wurde ein Neubau geplant. Nachdem für ein Gehöft im Furnis keine Bewilligung erteilt wurde, entstand im Jahre 1993 ein Freilaufstall mit Fahrsilo im Biffert. 12 Jahre später wurde der Stall nochmals erweitert und modernisiert.

Dass Bauarbeiten generell so weit wie möglich in Eigenregie vonstatten gehen, versteht sich von selbst. Dann wird manchmal bis zu später Stunde gebaggert, gehämmert, gemauert und gezimmert. «Ohne Arbeit könnte Hanspeter nicht sein», sagt Erika. «Wo ein Wille, ist ein Weg», so lautet denn auch sein Motto – und dieser Wille scheint unermüdlich.

Dominic ist froh, dass die Ploner Einwohnerschaft Verständnis zeigt, wenn es einmal nicht ganz ohne Dreck oder Lärm geht.

Entscheidungen werden von Vater und Sohn stets zusammen getroffen, denn noch ist der Hof nicht an den Jungbauern übergegangen. «Wir sind noch immer auf einen gemeinsamen Nenner gekommen», ist man sich einig und hofft, dass dies auch so bleibt.

Anstrengend, aber weniger hektisch

«Früher, als man noch alles von Hand gemacht hat, reichte die Zeit noch für den Znüni», erinnert sich Grossvater Othmar Heeb. Der bald 88 Jahre alte und noch rüstige Altbauer verrichtet noch jeden Tag einige leichtere Arbeiten auf dem Hof, macht die Lager für das Vieh oder steht am Büscheli-Bock. Elf Bauernbetriebe hätte man einst in Plona gezählt, erinnert er sich. Nicht jeder von ihnen hatte einen Stall für das Vieh, «einer hatte die Tiere grad unter der Stube», erzählt er. Es sei damals überhaupt nicht besser gewesen, aber nicht so hektisch wie heute. Um die Familie zu ernähren, arbeiteten die Bauern oft im Taglohn, zum Beispiel für die Rhode. «Sechs Franken war der Lohn für einen Tag Arbeit.» Das war zu der Zeit, als Othmar gerade seine Schulzeit beendet hatte. Auch ins Bündnerland sei man dann gereist – zum Bergheuen für ein paar Franken. «Man fragt sich heute manchmal schon, wie das damals gegangen ist», sinniert der Rentner. Er erinnert sich aber auch daran, wie sich die Ploner Bauern jeweils nach getaner Arbeit bei der langen Bank vor «Geberlis» Haus getroffen, gemeinsam Pfeiffe geraucht und geplauert haben. «Es waren lange und körperlich anstrengende Tage – so war der Feierabend wohlverdient.» Er nimmt es heute nicht mehr so streng und geniesst auch mal einen freien Tag mitten unter der Woche, wenn er in der Alpenrose einen Jass klopft. Dann überlässt er die Arbeit den Jüngeren.

Text/Bilder: Heidy Frei